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Web-Boulevard

Was kosten facebook und Co?

Viele Nutzer sind der Ansicht, die Nutzung von sozialen Netzwerken wie facebook wären kostenfrei und trage sich durch Werbekunden. Im Gegenteil: Wir zahlen einen hohen Preis – und die Währung sind unsere Daten.

Okay – auch das ist nicht gerade eine Neuigkeit und viele sagen sich jetzt: Ja klar, aber als informierter Bürger kann man ja aufpassen, was man so auf facebook von sich preisgibt, so dass niemand mit den Daten etwas anzufangen weiß.

Nicht ganz so bekannt sein dürfte, in welchen Ecken wir welche Daten preisgeben. Und wem? Die Tücke liegt im vermeintlich Harmlosen. Zum Beispiel mobile Apps, mit denen man stolz die zurückgelegten Kilometer inklusive Zeit und Kalorienverbrauch der letzten Joggingtour postet. Als besonders perfide Datenwölfe im Schafspelz entpuppen sich aber auch die vielen unterhaltsamen Spielchen, Umfragen und Quizze, die ständig in den sozialen Netzwerken kursieren. Wieviele Hauptstädte kann ich ihren Ländern zuordnen? Welcher Held der Altertums wäre ich? Wieviele Heavy-Metalbands der Achtzigerjahre kann ich anhand der Frisuren erkennen? Nenne 10 Musikalben, die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest. 

Diese Spielchen denkt sich niemand nur zu unserer Erquickung aus. Sie sind eine Goldgrube für Datenanalysten. Sie dienen dazu, Millionen Nutzerprofile zu erstellen, da sie oft eine hohe Reichweite erzielen. Sie üben eine starke Anziehungskraft aus, denn sie appellieren an unseren Spieltrieb, unsere Eitelkeit und unseren Wunsch nach Selbstdarstellung. Nur wenige solcher Rate- und Spaßanwendungen reichen aus, um ein ziemlich klares Bild des Anwenders zu formen. Über den Bildungsstand, die Herkunft, das Alter, die Interessen, politische Gesinnung und vieles mehr.

In der harmloseren Variante dienen diese Profile dazu, auf uns persönlich zugeschnittene Produktwerbung zu platzieren. Aber was ist, wenn politische Organisationen solche Kanäle nutzen, um noch unentschiedenen Nutzer zu manipulieren? Und was wäre es Krankenversicherungen wohl wert, zu wissen, ob ihre Mitglieder gesund oder eher ungesund leben, um dementsprechend ihre Mitgliedsbeiträge zu individualisieren oder bestimmte Personen gar nicht erst zu versichern? 

Dass das keine Veschwörungstheorien sind, hat im Frühjahr 2018 der Skandal um die Datenanalysefirma Cambridge Analytica gezeigt, die unter anderem für den Wahlkampf des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump gearbeitet hat. Das Unternehmen sammelte Persönlichkeitsprofile von bis zu 50 Millionen facebook-Nutzern - getarnt als harmlose wissenschaftliche Umfrage eines Professors. Das war in diesem Fall zwar an der Grenze zur Illegalität, das Unternehmen wurde von facebook gesperrt, ein paar Köpfe mussten rollen, facebookchef Mark Zuckerberg entschuldigte sich untertänigst und ging zum Tagesgeschäft über. Aber der Fall demonstriert vor allem eines: Wo es etwas zu holen gibt, wird es auch geholt. Man darf sich nur nicht erwischen lassen.

Daher sollte man sich zweimal überlegen, ob es wirklich notwendig ist, seinen facebookfreunden über solch einen Quiz mitzuteilen, dass man sich gut in Geografie auskennt. Oder dass als Hausteier am besten eine Yorkshire Terrier infrage käme. Oder welcher Popstar man wohl wäre, wenn man denn ein Popstar wäre.  

 

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