Die Suchmaschinen-Gentrifizierung
Wie ortsfremde Webdesign-Agenturen mit Landing-Pages lokale Anbieter verdrängen.
Vom 27.07.2024, aktualisiert am 08.01.2025, Kategorie: SEO
Da ich die Suchmaschinenoptimierung für meine eigene Website in den letzten Jahren etwas vernachlässigt habe, dümpelte ich mittlerweile irgendwo jenseits der Top 20. Das wollte ich mal wieder ändern. Im Rahmen meines Relaunches vor wenigen Wochen habe ich mich daher mal ein wenig bei meiner ortsansässigen Konkurrenz umsehen wollen. Vielleicht könnte ich ja was lernen. Also flugs die für mich relevanteste Suchkombination Webdesign Hannover bei Google (bzw. dessen datenschutzkonformeren Klon startpage.com) eingegeben und ein bisschen gestöbert. Meine Recherche erfolgte anonym ohne Standorterkennung.
Man solle qualitativ hochwertige, einmalige Inhalte produzieren, heißt es von Seiten der SEO-Fachleute und auch von Google selbst. Und man möge Keyword-Spamming tunlichst vermeiden, also das inflationäre Platzieren von relevanten Suchbegriffen auf der Website. Auch Brückenseite ohne Mehrwert sind ganz was Böses, sagen sie. Daran habe ich mich immer gehalten, so gut es ging und bin lange Zeit gut gefahren. Umso erstaunter war ich, was mir heutzutage unter den begehrten Top Ten der Suchergebnisse so angeboten wurde.
Betrachten wir exemplarisch den Begrüßungstext der aktuellen Nr. 5 (Stand Juli 2024) der Empfehlungen durch Google bei der Suche nach "Webdesign Hannover". Da die Schöpfungshöhe in diesem Textschnipsel gen Null tendiert, erlaube ich mir, das Zitat ohne Urheber- und Quellenangabe zu verwenden. Wer mehr erfahren möchte, kann ja selbst googlen.
Auf dem Rest der Seite geht es munter so weiter. Der Begriff Webdesign wurde insgesamt 63 Mal platziert, der Begriff Hannover 23 Mal, die Kombination aus beiden Wörtern Webdesign Hannover 15 Mal. Doch genau damit endet auch der Bezug zu Hannover.
Nicht alle Anbieter präsentieren sich so plump wie in diesem Beispiel: Eine Agentur aus Hamburg war zumindest so transparent, direkt auf ihren tatsächlichen Standort hinzuweisen. Eine weitere konnte ein paar Referenzen aus Hannover vorlegen. Aber reicht das? Rechtfertigt das bereits eine Position in den Top 5 bei der Suche nach Webdesign Hannover? Wie wär's mit Platz 15? Sollten Landingspages von ortsfremden Anbietern nicht obligatorisch aus den Top 10 ausgeschlossen werden?
Aber es geht auch noch dreister. Eine Agentur aus einem kleinen Örtchen in Schleswig-Holstein mit weit über 200 ortsbezogenen Landingpages beispielsweise gibt sich nicht mal mehr die Mühe, ihre Inhalte leicht zu variieren und andere Formulierungen zu verwenden. Alle Landingpages sind identische Klone, bei denen lediglich der Ortsname ausgetauscht wurde, was einem Arbeitsaufwand von geschätzt zwei Sekunden pro Page entsprechen dürfte. Unter der Suchanfrage Website erstellen lassen plus Ortsname erreicht sie dennoch in vielen deutschen Städten gute bis sehr gute Rankings. Dass Google es mit den "einmaligen Inhalten", die sie den Webmastern und Suchmaschinenoptimierern dringend empfiehlt, selbst sehr genau nimmt, scheint angesichts dieser Erfahrungen immer unwahrscheinlicher. Wozu gebe ich mir dann die Mühe, für mein Ranking im eigenen Kiez ständig neue und informative Texte zu formulieren, wenn sogar plumpes Copy/Paste zu landesweiter Sichtbarkeit führen kann? Warum spare ich mir nicht die Arbeit und mache es einfach genauso?
Ich kann es Ihnen sagen: Ich will es nicht. Ich habe nicht das geringste Interesse daran, Webdesignerinnen und Webdesignern aus Fürth, Bremerhaven oder Lüneburg Aufträge abzugraben. Außerdem ziehe ich eine individuelle und persönliche Ansprache den vorgefertigten Textbausteinen vor. Ist irgendwie auch eine Frage der Ehre und des guten Stils.
Auch der übermäßige Einsatz von Landing Pages ist – angeblich – bei Google nicht wohlgelitten. Aber bei welcher Anzahl beginnt "übermäßig"? Wie eine Agentur mit mehr als 200 Landing Pages Top-Positionen in etlichen deutschen Großstädten erzielen kann, müsste Google mir mal erklären.
Google-Sprecher John Mueller nannte einen Richtwert von zehn bis 20 Landing Pages pro Website. Auch wird empfohlen, sich bei ortsbezogenen Landing Pages nur auf die nächstliegenden Großstädte zu reduzieren und nicht auf das ganze Land. Tja Johnny, was nun? Was, wenn die SEO-Agenturen sich einfach nicht daran halten und trotzdem damit durchkommen? Vielleicht haben US-Amerikaner auch einfach eine andere Wahrnehmung von Nähe und Entfernung als wir in unserer geografisch überschaubaren Republik.
Ich erinnere mich an Zeiten als du, lieber Google-Algorithmus, dafür geliebt worden bist, die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer zu simulieren. Das hieß: Die wirklich relevantesten Suchergebnisse nach vorn zu stellen. Was bloß hat dich davon abgebracht? Du kennst doch jede Adresse und jeden Ort dieser Welt. Ebenfalls recht gut dürftest du als berüchtigte Datenkrake die Vorlieben vieler humanoider Erdenbürger kennen. Wie also kommst du auf das schmale Brett, dass jemand, die oder der konkret nach Webdesigner in Hannover sucht, ein besonders hohes Interesse an einem Webdesigner in Dresden, Hamburg oder Berlin haben könnte?
Wer weitere Features und Suchdienste über Metager benutzen will, braucht einen "MetaGer-Schlüssel. Und der ist kostenpflichtig. Bei allem Lokalpatriotismus kann ich daher zumindest für die kostenfreie Nutzung leider keine Empfehlung aussprechen.
Update: MetaGer bietet die Nutzung mittlerweile ausschließlich über den kostenpflichtigen MetaGer-Schlüssel an. Grund sind ausbleibende Werbeeinnahmen, nachdem Yahoo den Vertrag gekündigt hat. Das war's dann wohl.
Fazit: Rosig sieht es bei keiner Suchmaschine für kleine, ortsansässige Anbieter aus. NutzerInnen können sich zwar für eine nachhaltigere oder anonyme Alternative zu Google entscheiden, aber an der Relevanz der Ergebnisse ändert das kaum etwas: Zunehmend dominieren aktuell ortsferne, finanzstarke Agenturen mit ihren Landingpages die Suchergebnisse.
Die zweite kleine Hoffnung wäre, dass Google diese Praxis ein bisschen stärker kontrolliert. Wettbewerb darf ja gern sein, aber das Ziel von Google sollte sich hauptsächlich darauf fokussieren, konkrete Anfragen der Nutzerinnen und Nutzer richtig zu deuten und diese zu priorisieren.
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Da ich die Suchmaschinenoptimierung für meine eigene Website in den letzten Jahren etwas vernachlässigt habe, dümpelte ich mittlerweile irgendwo jenseits der Top 20. Das wollte ich mal wieder ändern. Im Rahmen meines Relaunches vor wenigen Wochen habe ich mich daher mal ein wenig bei meiner ortsansässigen Konkurrenz umsehen wollen. Vielleicht könnte ich ja was lernen. Also flugs die für mich relevanteste Suchkombination Webdesign Hannover bei Google (bzw. dessen datenschutzkonformeren Klon startpage.com) eingegeben und ein bisschen gestöbert. Meine Recherche erfolgte anonym ohne Standorterkennung.
Man solle qualitativ hochwertige, einmalige Inhalte produzieren, heißt es von Seiten der SEO-Fachleute und auch von Google selbst. Und man möge Keyword-Spamming tunlichst vermeiden, also das inflationäre Platzieren von relevanten Suchbegriffen auf der Website. Auch Brückenseite ohne Mehrwert sind ganz was Böses, sagen sie. Daran habe ich mich immer gehalten, so gut es ging und bin lange Zeit gut gefahren. Umso erstaunter war ich, was mir heutzutage unter den begehrten Top Ten der Suchergebnisse so angeboten wurde.
Betrachten wir exemplarisch den Begrüßungstext der aktuellen Nr. 5 (Stand Juli 2024) der Empfehlungen durch Google bei der Suche nach "Webdesign Hannover". Da die Schöpfungshöhe in diesem Textschnipsel gen Null tendiert, erlaube ich mir, das Zitat ohne Urheber- und Quellenangabe zu verwenden. Wer mehr erfahren möchte, kann ja selbst googlen.
Webdesign HannoverVersteht Google das unter einem qualitativ hochwertigen, einmaligen Inhalt? Ist das das wirklich noch moderate Keyword-Platzierung? Ist dieses sinnentleerte Kauderwelsch eine angemessene Ansprache an potentielle AuftraggeberInnen? Ist "...entdecken Sie, was Webdesign Hannover bedeuten kann" überhaupt ein richtiger Satz? Oder liest sich das nicht eher wie KI-generierter Spam?
Sie suchen Webdesign in Hannover? Lassen Sie sich von unserer Webdesign Agentur überzeugen und entdecken Sie, was Webdesign Hannover bedeuten kann.
Auf dem Rest der Seite geht es munter so weiter. Der Begriff Webdesign wurde insgesamt 63 Mal platziert, der Begriff Hannover 23 Mal, die Kombination aus beiden Wörtern Webdesign Hannover 15 Mal. Doch genau damit endet auch der Bezug zu Hannover.
Agentur ist nicht aus Hannover
Die Agentur hat mit Hannover eigentlich gar nichts am Hut, denn sie hat ihren Sitz in Dresden. Für Hannover wurde lediglich eine Landing-Page publiziert. Ebenso für knapp 30 weitere deutsche Großstädte, die sich nur durch marginale Umformulierungen voneinander unterscheiden, im Aufbau mehr oder weniger identisch sind. Das funktioniert offenbar sehr erfolgreich: In den meisten der von mir getesteten Städte werden ebenfalls Top-10-Platzierungen erreicht. Dass ein Betrieb, der offenbar das ganze Land mit Webdesign zu versorgen begehrt, außerdem über 350 Kilometer von meiner erwählten Standort entfernt tätig ist, die fünftbeste Wahl bei einer Suche nach einem lokalen Anbieter sein soll, darf mit Fug und Recht angezweifelt werden.Gängige Praxis
Der Fairness halber möchte ich erwähnen, dass dies kein Einzelfall ist, sondern nur beispielhaft für mittlerweile gängige Praxis steht. Knapp die Hälfte der aktuell in den Top-10 unter der Anfrage nach Webdesign Hannover gelisteten Webdesign-Agenturen kommen nicht aus Hannover, drei davon sind aktuell in den Top 5. Das Spiel lässt sich auf beliebig viele andere Großstädte übertragen, wobei sich allerdings drei Webdesign-Agenturen als besonders penetrant (und erfolgreich) erweisen, die ich hier nicht namentlich erwähne. Die Strategie ist immer gleich: Für jede beworbene Stadt wird eine Landingpage gebaut, die – mutmaßlich mit KI-Unterstütung – für Suchmaschinen-Algorithmen optimiert wurde. Ein tatsächlicher Bezug zur gesuchten Stadt ist oft nicht erkenn- oder zumindest nicht ermittelbar. Diese Landingpage dient sozusagen als Köder. Inflationär positionierte Call-to-Actions sollen dann für sofortige Kontaktaufnahme sorgen, bevor man merkt, dass man ja eigentlich am falschen Platz gelandet ist.Nicht alle Anbieter präsentieren sich so plump wie in diesem Beispiel: Eine Agentur aus Hamburg war zumindest so transparent, direkt auf ihren tatsächlichen Standort hinzuweisen. Eine weitere konnte ein paar Referenzen aus Hannover vorlegen. Aber reicht das? Rechtfertigt das bereits eine Position in den Top 5 bei der Suche nach Webdesign Hannover? Wie wär's mit Platz 15? Sollten Landingspages von ortsfremden Anbietern nicht obligatorisch aus den Top 10 ausgeschlossen werden?
Aber es geht auch noch dreister. Eine Agentur aus einem kleinen Örtchen in Schleswig-Holstein mit weit über 200 ortsbezogenen Landingpages beispielsweise gibt sich nicht mal mehr die Mühe, ihre Inhalte leicht zu variieren und andere Formulierungen zu verwenden. Alle Landingpages sind identische Klone, bei denen lediglich der Ortsname ausgetauscht wurde, was einem Arbeitsaufwand von geschätzt zwei Sekunden pro Page entsprechen dürfte. Unter der Suchanfrage Website erstellen lassen plus Ortsname erreicht sie dennoch in vielen deutschen Städten gute bis sehr gute Rankings. Dass Google es mit den "einmaligen Inhalten", die sie den Webmastern und Suchmaschinenoptimierern dringend empfiehlt, selbst sehr genau nimmt, scheint angesichts dieser Erfahrungen immer unwahrscheinlicher. Wozu gebe ich mir dann die Mühe, für mein Ranking im eigenen Kiez ständig neue und informative Texte zu formulieren, wenn sogar plumpes Copy/Paste zu landesweiter Sichtbarkeit führen kann? Warum spare ich mir nicht die Arbeit und mache es einfach genauso?
Ich kann es Ihnen sagen: Ich will es nicht. Ich habe nicht das geringste Interesse daran, Webdesignerinnen und Webdesignern aus Fürth, Bremerhaven oder Lüneburg Aufträge abzugraben. Außerdem ziehe ich eine individuelle und persönliche Ansprache den vorgefertigten Textbausteinen vor. Ist irgendwie auch eine Frage der Ehre und des guten Stils.
Landing-Page vs. Doorway-Page
Theoretisch straft Google dieses Vorgehen schon seit etlichen Jahren ab. Aber nur, wenn eine Landing Page als sogenannte "Doorway-Page" eingestuft wird. Also als reine Brückenseite ohne Mehrwert, die zur Hauptseite weiterleitet. Wie genau aber im Jahre 2024 eine Doorway-Page oder "ein Mehrwert" definiert wird, da scheiden sich die Geister. Sind nicht Landing Pages am Ende auch nur aufgehübschte Brückenseiten und wird ein Mehrwert nicht eher vorgegaukelt? Beide erfüllen denselben Zweck. Praktisch reichen ein paar wenige Tricks und Kniffe, eine Bewertung als Doorway Page zu umgehen. Anleitungen gibt's im Web. Einfach mal googlen.Auch der übermäßige Einsatz von Landing Pages ist – angeblich – bei Google nicht wohlgelitten. Aber bei welcher Anzahl beginnt "übermäßig"? Wie eine Agentur mit mehr als 200 Landing Pages Top-Positionen in etlichen deutschen Großstädten erzielen kann, müsste Google mir mal erklären.
Google-Sprecher John Mueller nannte einen Richtwert von zehn bis 20 Landing Pages pro Website. Auch wird empfohlen, sich bei ortsbezogenen Landing Pages nur auf die nächstliegenden Großstädte zu reduzieren und nicht auf das ganze Land. Tja Johnny, was nun? Was, wenn die SEO-Agenturen sich einfach nicht daran halten und trotzdem damit durchkommen? Vielleicht haben US-Amerikaner auch einfach eine andere Wahrnehmung von Nähe und Entfernung als wir in unserer geografisch überschaubaren Republik.
Google – wir müssen reden
Ich erkenne neidlos an, dass hier aus SEO-Marketingsicht ganze Arbeit geleistet wurde. Du dagegen, lieber Google-Algorithmus, versagst gerade auf ganzer Linie. Gegen das Prinzip der Landingpage ist grundsätzlich nichts einzuwenden und es ergibt in einigen Branchen durchaus Sinn – ich habe selbst ein paar. Wenn du aber zulässt, dass damit Diensteistungsunternehmen am anderen Ende des Landes lokale Anbieter aus den Suchergebnissen verdrängen, dann erfüllst du deine Aufgabe nicht mehr. Das ist digitale Gentrifizierung.Ich erinnere mich an Zeiten als du, lieber Google-Algorithmus, dafür geliebt worden bist, die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer zu simulieren. Das hieß: Die wirklich relevantesten Suchergebnisse nach vorn zu stellen. Was bloß hat dich davon abgebracht? Du kennst doch jede Adresse und jeden Ort dieser Welt. Ebenfalls recht gut dürftest du als berüchtigte Datenkrake die Vorlieben vieler humanoider Erdenbürger kennen. Wie also kommst du auf das schmale Brett, dass jemand, die oder der konkret nach Webdesigner in Hannover sucht, ein besonders hohes Interesse an einem Webdesigner in Dresden, Hamburg oder Berlin haben könnte?
Alternativen zu Google
Ist es vielleicht an der Zeit, sich von Google zu verabschieden? Ist Google (als Suchmaschine) überholt? Lohnt sich der Wechsel? Sieht leider nicht danach aus.Startpage
Eingangs erwähnt habe ich bereits startpage.com. Mit Startpage lässt sich zwar anonym surfen (danke dafür), allerdings werden die Ergebnisse von Google geliefert. Macht also keinen Unterschied. Ähnliches gilt für die nachhaltige Suchmaschine Ecosia.org, die seit 2023 ebenfalls mit Google zusammenarbeitet.Bing
Ein wenig ratlos zurück lässt mich bing.com aus dem Microsoft-Kosmos. Der Suchdienst belegt (weit) hinter Google immerhin Platz zwei der meistgenutzten Suchdienste. Dennoch sind die Ergebnisse auch bei Langzeitbeobachtungen nicht unbedingt konstant. Wer sich gerade eben noch darüber gefreut hat, dass seine Startseite den ersten Platz belegt, muss mitunter schon nach einem Reload damit rechnen, dass sie gar nicht mehr gelistet wird, sondern nur Unterseiten auf schlechteren Positionen. Häufig legt Bing zudem die Priorität nicht auf organische, sondern auf generische Suchergebnisse, zumindest auf der ersten Ergebnisseite. Also bezahlte Werbeanzeigen, die leider viel zu unauffällig gekennzeichnet sind. Sehr gewundert habe ich mich auch über die mangelnde Aktualität bei Bing. Da werden einem Websitebetreiber seit Monaten Top-Positionen gewährt, dessen einziger Inhalt aus dem knappen Vermerk besteht, keine Aufträge mehr anzunehmen. Auch Baustellen und verwaiste Websites, deren Content entfernt wurde, haben bei Bing nachhaltige Chancen auf eine gute Platzierung. Wieviel Zeit benötigt Bing, um zu registrieren, dass solche Angebote keinerlei Nutzen bieten?DuckDuckGo
Ganz ähnlich sieht es bei DuckDuckgo.com aus. Laut Wikipedia bezieht DDG die Ergebnisse auch von Bing, aber noch ca. 400 weiteren Quellen, wodurch die Resultate zumindest nicht identisch sind. Zusammengefasst bieten beide Suchmaschinen ortsansässigen Unternehmen zwar etwas mehr Raum als Google und deren Ableger, Abzüge gibt es aber bei den Punkten Zuverlässigkeit und Aktualität. Auch die Vielfalt lässt zu wünschen übrig. Zu früh werden Unterseiten von bereits gelisteten Unternehmen angeboten oder dieselben Seiten doppelt indexiert. Beispiel: In den Top Ten der organischen Suchergebnisse ist meine eigene Website bei bing.com in diesem Moment unter der Suchanfrage "Webdesign Hannover" gleich dreimal vertreten. Auf Platz 1 mit der Startseite, auf Platz 4 mit der Unterseite "Grafikdesign" (warum auch immer) und auf Platz 10 mit diesem Blog-Artikel. Das ist zwar erfreulich für mich, aber auch ein bisschen einseitig. So richtig klar geworden ist mir das Prinzip, mit dem Bing arbeitet, bisher noch nicht. Daher (noch) keine echte Alternative zu Google.MetaGer
Nicht unerwähnt lassen darf ich natürlich metager.de. Schließlich wurde der datenschutzfreundliche Suchdienst an der Universität Hannover entwickelt, an der ich mich selbst mal als Student versucht habe. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine Meta-Suchmaschine, die ihre Ergebnisse aus zahlreichen Quellen ermittelt. Zumindest zum Zeitpunkt meines Tests war das leider absolut nicht der Fall. Voreingestellt ist bei der kostenfreien Nutzung Yahoo! – und zwar nur Yahoo. Darunter der Hinweis, dass Yahoo gerade leider nicht zusammen mit anderen Suchmaschinen eingeblendet werden darf. Und damit ist Metager zumindest in der Voreinstellung nichts weiter als ein Klon von Yahoo (und Yahoo bedient sich wiederum der Algorithmen und Crawler von Bing). Nur wenn man Yahoo wegklickt, offenbaren sich aktuell zwei Alternativen. Allerdings mit dem Zusatz „limitiert“, was mutmaßlich bedeuten mag, dass sie nur temporär kostenfrei zur Verfügung stehen. Allzu vertrauenserweckend sind diese Alternativen nicht gerade: Da ist zum einen der laut MetaGer in Finnland anssässige, laut Wiki aber niederländisch-russische Suchdienst Yandex. Yandex steht zahlreichen Medienberichten zufolge immer wieder wegen Einflussnahme der russischen Regierung in der Kritik. Die zweite Option nennt sich Scopia. Das muss ein Mysterium sein. Weder Google noch Bing wissen was darüber, und nicht einmal MetaGer selbst gelingt es, einen funktionierenden Link dorthin einzufügen.Wer weitere Features und Suchdienste über Metager benutzen will, braucht einen "MetaGer-Schlüssel. Und der ist kostenpflichtig. Bei allem Lokalpatriotismus kann ich daher zumindest für die kostenfreie Nutzung leider keine Empfehlung aussprechen.
Update: MetaGer bietet die Nutzung mittlerweile ausschließlich über den kostenpflichtigen MetaGer-Schlüssel an. Grund sind ausbleibende Werbeeinnahmen, nachdem Yahoo den Vertrag gekündigt hat. Das war's dann wohl.
Fazit: Rosig sieht es bei keiner Suchmaschine für kleine, ortsansässige Anbieter aus. NutzerInnen können sich zwar für eine nachhaltigere oder anonyme Alternative zu Google entscheiden, aber an der Relevanz der Ergebnisse ändert das kaum etwas: Zunehmend dominieren aktuell ortsferne, finanzstarke Agenturen mit ihren Landingpages die Suchergebnisse.
Gibt es Hoffnung?
Die große Hoffnung bleibt also die Konzentration auf die lokalen Suchergebnisse, die von vielen Suchmaschinen unter einer Landkarte in einem kleinen Extra-Bereich dargestellt werden. Hier können Suchende sicher davon ausgehen, dass sich die Anbieter in der Nähe befinden. Wie häufig sie genutzt werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Zudem werden die lokalen Suchergebnisse von anonymen Browsern nicht unterstützt.Die zweite kleine Hoffnung wäre, dass Google diese Praxis ein bisschen stärker kontrolliert. Wettbewerb darf ja gern sein, aber das Ziel von Google sollte sich hauptsächlich darauf fokussieren, konkrete Anfragen der Nutzerinnen und Nutzer richtig zu deuten und diese zu priorisieren.
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