Ist Webdesign schwer?

...und andere nicht gestellte Fragen, die Google uns beantworten möchte.
Vom 11.09.2024, Kategorie: SEO,Webdesign

Ist Webdesign schwer?,
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Wer mit der Suchmaschine Google nach einem bestimmten Thema recherchiert, bekommt in den Ergebnissen auch immer einen kleinen Block mit mehr oder weniger relevanten Fragen zum Thema angezeigt. Klickt man auf eine solche Frage, wird ein Text-Schnipsel ausgeklappt, der meist auf einen Blog oder eine Unternehmenshomepage verweist. Auch Bing bietet etwas Ähnliches an.

Hier mal ein Beispiel für einen solchen Fragenblock zur Suchanfrage „Webdesign Hannover“:

Fragen von GoogleIch habe mir mal den Spaß gemacht, den von Google ermittelten Antworten meine ganz persönliche, selbstverständlich völlig subjektive Perspektive gegenüberzustellen.

Frage 1: Wie viel kostet ein Webdesigner?

Von Google vorgeschlagene Antwort:

"Responsives Webdesign und Webentwicklung für einen individuellen Onepager kostet ca. 1.500,-€. Eine kleine bis mittelgroße Website mit individuellem Webdesign, professioneller Webentwicklung und Corporate Design kostet ca. 3.000–12.000,-€."

Meine Antwort:

Gar nicht mal so übel. Wobei man sich bei mir ab 1.600,-€ (Stand September 2024) schon über deutlich mehr als nur einen Onepager freuen darf. Für diesen Preis gibt es bei BW Webdesign Hannover bereits eine ausgewachsene Website. Und für die hier als Mindestbetrag veranschlagten 3.000,-€ gibt's bei mir sogar noch einen kleinen Shop obendrauf. An Aufträge für ein 12.000,-€-Budget komme ich als Ein-Mann-Betrieb leider nicht ran. Das schaffe ich ja gar nicht. Dafür bräuchte ich Personal. Und mit dem müsste ich dann ja teilen.

Frage 2: Kann man mit Webdesign noch Geld verdienen?

Von Google ausgewählte Antwort:

Die möchte ich Ihnen gern ersparen. Denn bei der Quelle, die Google hier ausgewählt hat, handelt es sich um einen dieser Vielversprecher-Coaches, der einem in unzähligen Worten weismachen möchte, wie so ziemlich jeder und jede es ohne das geringste Vorwissen zu einem Hochpreis-Webdesigner mit einem Monatseinkommen von bis zu 30.000,-€ bringen kann. Wer wissen will, wie das geht, muss nur das Masterclass-Paket kaufen, das er wie Sauerbier anzubieten nicht müde wird. Wer alle drei Module zusammen kauft, spart sogar über 6.500,-€. Wer sie einzeln kauft, ist also schön blöd. Ich habe solche Leute gefressen.

Meine Antwort:

Ja, man kann. Also ich zumindest. Nicht immer gleich gut, denn ich habe ja die Masterclass zum Hochpreis-Webdesigner nicht abgeschlossen. Aber doch so einigermaßen. Wobei ich natürlich nur aus der Sicht des Soloselbstständigen mit über zwanzig Jahren Erfahrung sprechen kann, der Designer, Entwickler und Texter in Personalunion ist. Wie es auf dem Arbeitsmarkt in den Webdesign-Agenturen aussieht, weiß ich nicht. Ich hatte das Glück einer frühen Negativerfahrung: Am Anfang meiner Karriere habe ich ein zweitägiges Praktikum in einer Webdesign-Agentur in Hannover-Linden absolviert. Ich fand es dort in dieser kurzen Zeit schon dermaßen deprimierend, dass ich keinen zweiten Versuch gestartet habe, mich bei einer Agentur zu bewerben.

Frage 3: Wie viel verdient man im Webdesign?

Von Google vorgeschlagene Antwort:

"Mit einem durchschnittlichen Gehalt von 3.700,- € brutto im Monat sind sie die kreativen Köpfe hinter Webanwendungen. Deutlich höhere Durchschnittsgehälter erwarten übrigens UX-Webdesigner. Sie verdienen im Durchschnitt rund 51.000,- € brutto im Monat".

Meine Antwort:

Huch? Keine Ahnung. 51.000,-€ für UX-Design? Boah! Ich sollte mich umbenennen in BW UX-Design Hannover (Zwinkersmiley).

Frage 4: Ist Webdesign schwer?

Von Google vorgeschlagene Antwort:

"Webdesign ist ein vielschichtiges und komplexes Thema, das Zeit und Geduld erfordert, um es vollständig zu lernen. Die Geschwindigkeit, mit der du Webdesign lernen kannst, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie deinen vorherigen Fähigkeiten und deiner Lernmotivation."

Meine Antwort:

Wohl die drolligste Frage von allen. Ich zitiere mal aus einem Gedicht von Wilhelm Busch von ganz tief unten aus der Prä-Boomer-Mottenkiste: "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr." Man möge Herrn Busch und mir die etwas einseitige Darstellung der Familienorganisation ausnahmsweise nachsehen.

Nein, Webdesign ist nicht schwer. Kann jeder Honk. Dank Baukastensystemen überhaupt kein Thema. Pustekuchen: Webdesign ist ein Fass ohne Boden. Sobald man glaubt, es zu können, kommt irgendein neuer heißer Scheiß, und man muss alles von vorne lernen. Als ich anfing, wurden Layouts noch in Tabellen codiert, wenige Jahre später war das dank Div-Containern und leistungsstärkerem CSS völlig out. Dann kam das mobile Surfen mit responsive Design, und wieder mussten Websites völlig neu gedacht werden. Und heute ist UX-Design das wichtigste überhaupt. UX-Design bedeutet: Man konzipiert eine Website mit dem Ziel, eine möglichst positive Nutzererfahrung zu erzeugen. Hinzu kommen Aspekte, die mit Design rein gar nichts zu tun haben, aber dennoch zum Leistungsspektum gehören: Datenschutzkonformität, Seiten-Performance, Sicherheit und Software-Kompatibilität.

Also wie schon gesagt: Vater werden ist nicht schwer ... viel Spaß.

Mehrwert oder nicht?

Natürlich wurden viele dieser Artikel von SEO-Strategen verfasst mit dem Ziel, Klicks zu generieren: Schlichte Fragen – schlichte Antworten. Google glaubt, darin einen Mehrwert zu erkennen, den sie den NutzerInnen gern zugänglich machen will, überschätzt sich dabei aber wieder mal selbst. Natürlich sind die meisten dieser Antworten Humbug und selten allgemeingültig. Mir wäre es lieber, Google und Co würden diesen wertvollen Pixelraum für relevante Suchergebnisse freigeben statt für Fragen, die nicht gestellt wurden.

Alle Blogbeiträge
Weitere Beiträge
Nach oben